Die vielen Tücher können als Stirnband getragen werden, als Hippie-Accessoire, als Piratenkopftuch und als Kopftuch, welches für den muslimischen Glauben steht. Moment, ein Kopftuch als Zeichen des Glaubens gleichsetzen mit dem Tragen von Kopfschmuck aus Modegründen? Das darf doch nicht sein — oder doch?
17. Oktober 2017 um 17:07 Uhr
Aachen. Ein Teppich aus Tüchern. Große, kleine, bunte, schlichte oder gemusterte Tücher bilden das große Gesamtwerk. Was man mit ihnen machen kann? Das zeigt das Stück „Durch die Wand“ des Tanztheaters Mobil unter der Leitung von Yorgos Theodoridis im Space.
Mit Mitteln von Tanz und Schauspiel beschreibt „Durch die Wand“ den Weg der Radikalisierung einer jungen Frau. Auf der Suche nach ihrer eigenen Persönlichkeit findet sie vermeintlichen Halt in religiös-konservativen Strukturen und benutzt den Schleier als Symbol der Andersartigkeit und des Rückzugs aus jeglicher Kommunikation.
„Die Idee zu dem Stück kam vor gut einem Jahr, denn die Thematik rund um das Kopftuchtragen ist aktuell und wird heiß diskutiert. Innerhalb der Inszenierung hinterfrage ich die Kultur des Kopftuchtragens und rege jeden Einzelnen zum Nachdenken an“, erzählt Choreograf und Regisseur Yorgos Theodoridis. Die Gründe, warum junge muslimische Frauen das Kopftuch tragen, sind vielfältig: neben einem öffentlichen Bekenntnis zu ihrem Glauben ist es für einige Zeichen ihrer Selbstbestimmung und Kontrolle über ihre eigenen Körper. „Man ist nicht als Frau geboren, man wird es, und die Nacktheit muss den Männern mit dem Teelöffel serviert werden, nicht mit der Kelle“, heißt es in dem Stück.
Nach der Premiere des Theaters diskutierten die Hauptdarsteller Eva Weißenböck, Isabell Wapnitz und Yorgos Theodoridis gemeinsam mit Bürgermeisterin Hilde Scheidt, der Integrationsbeauftragten der Stadt Aachen, Heidemarie Ernst und dem Publikum über den Stellenwert, aber auch die Vorurteile, die mit dem Tragen eines Kopftuches einhergehen. Dabei wurde deutlich: Kommunikation auf Augenhöhe und ein offener Umgang tragen dazu bei, dass man sich der jeweils anderen Kultur annähern und Vorurteile abbauen kann.
Durch die Wand: 11. November um 20 Uhr im Dance Loft, Heinzenstraße 16. Karten gibt es unter: info@tanztheatermobil.de und telefonisch unter 23293.